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AbendSchöner

Zwischenton


 

 


April 2010

Wolfgang Abendschöns neues Album "Zwischenspiele für die Seele" ist erschienen. Eine phantasievolle Klangwelt aus verrockten Zwischentönen mit einem gekonnten Schuss Gospel. Dabei strahlen seine deutschen Texte, gerne voller Poesie, eine oft melancholische Lebensfreude aus. Wolfgang Abendschön hat in ihnen zu einer ganz eigenen, unverkennbaren Sprache gefunden. Heiter, verspielt, traurig, getröstet erzählt er von Gott und der Welt, die jeden Tag und jede Nacht neu auf Dich warten.
Begleitet wird er bei den vierzehn Songs von seiner herrlich spielfreudigen AKZENTE-Band. Dabei ist Wolfgang Abendschön wieder einmal auch ein Grenzgänger: Mit dem Meister des Ober- und Untertongesangs und Pferdekopfgeigenspieler Enkhjargal Dandarvaanchig (Epi) aus der Mongolei ist diesmal auch ein hochkarätige Musiker der Weltmusikszene mit dabei. Zur CD gehört ein ausführliches Booklet, incl. aller Songtexte.


Ara sprach mit dem Wolfgang über das neue Album.

Zwischenspiele für die Seele

Dein neues Album trägt den Titel "Zwischenspiele für die Seele". Er charakterisiert für mich auch sehr schön die Richtungen Deines bisherigen Schaffens. War es nach dreißig Jahren on the road mal Zeit für eine Art Zwischenbilanz?
Da hab ich beim Schreiben der Songs nicht so sehr daran gedacht. Ich bin von dem "Jubiläumsgen" nicht besonders befallen. Obwohl, die "30.AKZENTE an Heiligabend" im vergangenen Jahr in der Stadtkirche am Marktplatz meiner Heimatstadt Karlsruhe, das war schon etwas ganz besonderes. Die Jahre waren bunt. Verspielt. Heiter. Traurig und getröstet. Wenn ich daran denke, bekomme ich eine Gänsehaut. So ein Anlass symbolisiert für mich aber fast mehr Ausblick und Vorfreude auf das, was kommt, als Rückblick. Allgemein ist natürlich jedes neue Album eine Art Zwischenbilanz, Dokumentation des "Stand der Dinge", auch was mein Lebensgefühl während der Zeit der Produktion betrifft.

An was hast Du gedacht, als Du Dich für den Albumtitel entschieden hast?
Bei "Zwischenspiele für die Seele" denke ich auch an Begegnungen. Mit den andern sowieso, aber gerade auch mit einem selber. Ich glaube, es ist ein (lebens-) langer Weg, sich richtig kennenzulernen. Eine Balance zu finden zwischen all seinen Sehnsüchten und dem, was möglich ist. Und wahrscheinlich kommt man da nie ans Ziel. Aber das ist für mich auch nicht wichtig.
Und ich denke bei "Zwischenspiele für die Seele" an Momente des Glücks. In denen es uns gelingt, die Seele zu streicheln und sie streicheln zu lassen. In denen wir achtsam sind auf das, was um uns ist. In denen wir behutsam miteinander umgehen, auch mit uns selber. Es gibt einem ein Gefühl von Leichtigkeit, wenn man spürt, dass es welche gibt, die einen verstehen und die man versteht. Und besonders wohltuend sind die Momente, wo man glaubt, sich selber zu verstehen. Das passiert leider viel zu selten. (Lacht)

Das Coverfoto zeigt Euch mit einem Reh, ein neues Bandmitglied ...
Das Foto ist vom Mannheimer Fotografen Thorsten Dirr, der ja auch schon das Coverfoto der "Glückspilz"-CD gemacht hat. Und Herbie Erb hat mit seinem Atelier "Wilde Welt" wie schon so oft das ganze wieder graphisch vollendet. Mir gefällt besonders, dass das Cover den Albumtitel auch mit einem Augenzwinkern umsetzt. Und das Reh war beim Shooting auf einmal einfach so da. Zunächst noch etwas scheu, und dann wollte es gar nicht mehr weg. Da haben wir es adoptiert. Und haben jetzt ein Bambi zu Hause ...

ZwischenspieleSeele

Du hast vorhin gesagt, dass ein neues Album immer eine Art Dokumentation des "Stand der Dinge" ist, auch was Dein Lebensgefühl zu den Zeiten der Produktion betrifft. Was hat es da mit dem Song "Wenn es dunkel wird" auf sich ? Und wann fallen einem so schöne Sätze ein wie "Der Sommer ohne Winter fühlt sich einsam und allein. Und ich träum in der Hitze von Deinen Pirouetten auf dem Eis."?
Ich leb ja in Karlsruhe im Badischen. Und wir kommen hier noch in den Genuss der "Vier Jahreszeiten". Die Sommer sind heiß. Du fährst raus an den Rhein, liegst auf einem schmalen Handtuch und schaust den Schiffen nach, die Fernweh geladen haben. Aber irgendwann freust Du Dich dann auch wieder auf den Herbst, auf die kalten Winter, auf die Pirouetten auf dem Eis.
Ich habe erfahren, dass eine geglückte Zeit nicht nur dann ist, wenn wir unbeschwert, sorglos leben. Wenn nichts weh tut. Zu (m)einem geglückten Leben gehören auch Krankheit und Tod und Angst und Einsamkeit. Es gibt vieles, auf das ich keinen Einfluss habe. Wenn z. B. ein geliebter Mensch sterben muss. Das Leben ist manchmal eine Zumutung. Ich versuche, diese Zumutung als Herausforderung zu sehen. Habe Einfluss darauf, was ich daraus mache, wie ich mit dieser Zumutung umgehe. Habe Einfluss darauf, ob ich mir meine Frohgemutheit nehmen lasse. Da hilft es sehr, wenn es einem gelingt, das Dunkel gern zu haben. Der Song erzählt so auch davon, dass Sterne nur im Dunkeln leuchten ...

Deine Songs strahlen auf ganz eigene, unverkennbare Weise eine oft melancholische Lebensfreude aus. Welche Gefühle möchtest Du transportieren?
Das hängt ganz allein von meiner Stimmung ab. Meine Songs sind eigentlich immer subjektive Gefühle. Manchmal möchte ich Traurigkeit und Melancholie, manchmal aber auch Heiterkeit oder etwas Geheimnisvolles erzeugen.

Ihr habt das Album wieder im Studio unter Live-Bedingungen eingespielt, was heutzutage gewiss nicht alltäglich ist ...
Das ist für mich im Augenblick die vielleicht allerbeste Möglichkeit, die Atmosphäre der Songs einzufangen. So haben wir beim Mix auch wieder eine ganze Reihe von First Takes genommen. Die haben eine ganz besondere Magie. Und das Live-Spielen mit meiner Band bringt natürlich auch immer einen sehr hohen Spaßfaktor ...

Und Du hast wieder Deine bewährte und hochkarätige Band im Rücken ...
Die Zeiten mit ihr - live und im Studio - weiß ich sehr zu schätzen. Da ist immer auch so ein bisschen ein Gefühl von völliger Losgelöstheit und Unbeschwertheit wie früher bei den Klassenfahrten dabei ...

Ihr habt auch wieder im Kangaroo-Studio von Edo und Vilko Zanki aufgenommen ...
Wenn Du dieses Studio betrittst, atmest Du Musik. Viele Studios haben edle Teppiche. Aber die im Kangaroo fliegen ...

Du warst schon immer auch ein Grenzgänger. Mit Enkhjargal Dandarvaanchig ist diesmal ein außergewöhnlicher Musiker der Weltmusikszene in Deiner Band dabei ...
Epi ist bei uns ein sehr gerngesehener Gastmusiker - auch live - und Freund. Er stammt aus der Taiga der Nordmongolei, aus einer Gegend, in der die Winter lang und hart sind (bis -45 C), wo man mehr Bären und Wölfe trifft als Menschen. Er ist ein Meister des Ober- und Untertongesangs und Pferdekopfgeigenspieler. Mitglied einer Nomadenfamilie mit Pferden und Schafen. Er kam 1995 als musikalischer Leiter der Gruppe Altai Orgil nach Europa. Diese war die erste mongolische Gruppe im Westen, aus der sich alle späteren Ensembles entwickelten. Heute lebt er abwechselnd in Deutschland und in der Steppe. Im "Pilgerlied" lassen wir seine traditionellen Wurzeln mit unseren anders geprägten Tönen verschmelzen. Die Türen und Fenster bei meinen Zwischentönen weit offen zu halten, das ist mir schon immer sehr am Herzen gelegen.

Epi2

Im Song "Sieben Leben" singst Du "... Lass uns nicht von morgen erzählen. Tun wir so, als ob heute der letzte Tag sieben Leben für uns hat. Weil er uns mag." Was ist für Dich in diesem Deinem einen Leben wichtig?
Ich versuche, jeden Moment so anzunehmen wie er ist. Ohne Angst. Und mir sind auf jeden Fall Beziehungen wichtig. Kommunikation. Respekt. Aber auch Kreativität. Sorgfalt. Und Zuversicht. Mein Glaube. Freude am Leben ... Und jetzt gleich will ich eine gute Show spielen ...

Dafür toi, toi, toi ! Und vielen Dank.
A r a



Mehr Infos zur CD und zu ihrer Bestellung gibt es auch hier auf der Homepage unter Wolfgang Abendschön & AKZENTE machen Musik

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