März 2011
Im Jahr 2004 startete Wolfgang Abendschön die "Zwischenspiele für die Seele".
Ara sprach mit ihm über die außergewöhnliche Live-Reihe.
Zwischenspiele für die Seele: Die Live-Reihe
Gerade laufen wieder Euere so erfolgreichen "Zwischenspiele für die Seele". Und während viele Kirchen bei den Sonntagsgottesdiensten immer leerer werden, sind sie meist proppevoll, wenn Du mit Deiner AKZENTE-Band in ihnen aufspielst. Sind die "Zwischenspiele" heute vielleicht eine "bessere" Form für einen Gottesdienst?
Die "Zwischenspiele" sind von Anfang an ein Angebot in der Kirche, aber sie sind auch über die Kirchenmauern hinaus angelegt. So gibt es auch für die Besucher, die aus guten Gründen nicht mehr in die Kirche gehen wollten, die aber trotzdem das Gefühl haben, dass sie etwas suchen und etwas brauchen, so gut wie keine Schwellenängste. Das Gotteshaus wird Gasthaus. Es läuft seinen Gästen mit ausgebreiteten Armen entgegen. Und die "Zwischenspiele" sind eine Einladung an alle, inmitten von tickenden Uhren, die um die Wette laufen, sich anzuhalten und mit Musik, Wortbildern, Stille staunend einen Schatz zu entdecken. Für die einen sind sie "bunte" Abende, wo man loslassen kann, für andere keine "bessere", aber eine "andere" Form von Gottesdienst. Von Anfang an sind sie ökumenisch. Ich hatte schon immer einen großen ökumenischen Durst. (Lacht)
Was ist für Dich Gottesdienst?
Zusammenkommen mit Musik und Wort und Gebet und Stille. Und sich erzählen und zuhören. Das Brot teilen. Auf das Leben anstoßen. Gottesdienst ist vor allem Begegnung zwischen Menschen und Begegnung zwischen Gott und Mensch. Und wenn's besonders gut läuft, kannst Du Dir im Gottesdienst manchmal auch selber begegnen.
Ihr seid mit den "Zwischenspielen" meist in Kirchen?
Wir können sie eigentlich überall spielen. Aber die Kirchen bieten natürlich für dieses Format einen wunderbar stimmigen Ort. Überhaupt möchte ich mir unsere Stadtbilder ohne die Kirchen mit ihrer Tradition, ihrem so besonderen Geist, der uns immer noch die Schönheiten eines anderen Lebensentwurfes aufzeigen kann, gar nicht vorstellen. Wenn da dann auf einmal nur noch Bürohäuser, Banken, Shopping- und Fitnesscenter wären.
Du zählst als Elemente der "Zwischenspiele" Musik, Wortbilder, Stille auf. Zur Musik an diesen "bunten" Abenden ...
Statt Orgelspiel gibt es verrockte Zwischentöne mit meiner AKZENTE-Band, gerne auch mit einem Schuss Gospel. Und hin und wieder freuen wir uns über illustre Gastmusiker.
Zu den Wortbildern ...
Bei meinen Texten ist mir wichtig, dass sie etwas mit mir zu tun haben. Dass sie das Leben wiederspiegeln. Schön ist es, wenn man nach ihrem Hören ein bisschen zuversichtlicher ist als vorher. Und manchmal werden die Worte auch Gebete, am liebsten hab ich da die un-erhörten Gebete. (Lacht)
Zur Stille ...
Die Stille kann Dir so viel erzählen. Auch Dein Leben, wenn Du willst.
Gibt es liturgische Elemente?
Die "Zwischenspiele" sind immer irgendwie anders. Jeder Abend hat sein Eigenleben. Und doch hat sich mit der Zeit, wenn man es so nennen will, ein auch liturgisches Gerüst entwickelt. Zunächst die Begrüßung, ein Friedensgruß. Herzlich, wie er in der Liturgie sein könnte. Der Tisch ist gedeckt. Jedes mal eine Augenweide. Dann die Musik, die ein besonderes Gemeinschaftsgefühl ermöglicht, das so fast nur in der Musik möglich ist. Ganz selten malen z.B. zwei Künstler zusammen ein Bild. Aber bei der Musik, hier kann jeder aufspringen, mitgrooven. Manchmal in den besonderen Momenten werden die Songs und Worte Gebete. Auch gibt es immer mal wieder besondere Gestaltungselemente. Das können z.B. Irische Segenswünsche oder eine "Büttenpredigt" oder am Ostersonntag das "Ostergelächter" sein. Und ab und zu gibt es hochkarätige Überraschungsgäste. Bisher waren das u.a. Schriftsteller, Maler, Schauspieler und natürlich auch Musiker. Alle Gäste präsentieren sich mit ihren außergewöhnlichen Talenten und erzählen im Gespräch ergänzend von ihrem Leben, eine "andere" Art von Predigt. Und zum Ausklang gibt es ähnlich wie bei den traditionellen Gottesdiensten einen Segen, der oft besonders gestaltet ist. Die Pfarrer der jeweiligen Kirchen sind an den Abenden ja die Gastgeber. Und es ist schön, wenn sie z.B. den Segen mitgestalten.
Zum Abschluss unseres Gesprächs, gibt es etwas, was Du ganz besonders an den "Zwischenspielen" magst?
Das Überraschungselement. Dass alles möglich ist. Manchmal streicht man seine Wände halt gerne schwarz-weiß, manchmal kunterbunt, und manchmal erfreut man sich an dem röhrenden Hirsch an der Wand. Und dass sie keinen Beipackzettel kennen.
Vielen Dank.
a r a
Unter dem Titel "Zwischenspiele für die Seele" ist eine CD mit Songs von Wolfgang Abendschön erschienen, eingespielt mit seiner AKZENTE-Band im Kangaroo-Studio Karlsdorf.