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AbendSchöner

Zwischenton


 

 


Juni 2011

Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen.

Ein sehr besonderer Abend. Als wir die Einladung erhielten, auf dem diesjährigen „Deutschsprachigen Ländertreffen der Anonymen Alkoholiker“ zu spielen, hatte ich noch nicht allzu viel von den Anonymen Alkoholikern gehört. Ich las dann ihr Buch „Zwölf Schritte und Zwölf Traditionen“. Und habe seither großen Respekt vor Menschen, die warum auch immer in ihrem Leben einen anderen Weg einschlagen wollen und sich dabei auf diese Traditionen und Schritte einlassen. Respekt gerade auch vor ihrem Mut zur Veränderung. Das dreitägige Treffen im Mai im Kongresszentrum Karlsruhe bot Alkoholkranken und deren Angehörigen Möglichkeiten, sich zu begegnen und auszutauschen und gemeinsam zu feiern. Es gab viele „Meetings“ zum sehr komplexen Thema Alkoholismus. Im Mittelpunkt standen dabei der Erkrankte und seine Familie. Und speziell für die Kinder von Alkoholikern gab es die „Alateen-Meetings“, z.B. zu Identifikationssuche und Ko-Abhängigkeit in Alkoholikerfamilien. „Alateen“ ist eine Gemeinschaft von jungen Menschen, deren Leben durch das Trinken eines Angehörigen oder nahen Freundes beeinträchtigt wird.

Fotografieren und Filmen war überall verboten. Und die Anonymen Alkoholiker reden sich mit den Vornamen an. Keiner fragt, woher kommst Du, was bringst Du mit. Niemand brauchte sich so über den Schutz der Privatsphäre allzu viele Gedanken zu machen. Im Schutz des Meetings konnten sich alle frei und ohne Angst begegnen. Außergewöhnlich auch, dass die Anonymen Alkoholiker sich nur von innen heraus durch eigene Spenden finanzieren, sie nehmen keine Spenden von außen an, kennen auch keine Mitgliedsbeiträge und Gebühren.

Der Karlsruher Brahms-Saal war bei unserem Gig rappelvoll. Viele, die noch reinwollten, fanden keinen Platz mehr. Es wurde ein wunderschöner Abend mit einem sehr herzlichen Publikum. Schon von unserem ersten Ton an sprang der Funke der Begeisterung auf die Menschen im Saal über. Meine Band & unsere Crew für den guten Ton und das Licht, wir alle haben uns richtig wohlgefühlt. Es bewegte mich, dass Mitglieder der Anonymen Alkoholiker zwischen unseren Songs die Traditionen und Schritte aus Sicht ihrer persönlichen Betroffenheit vorstellten. Und nach Zugabe und Standing Ovation verabschiedete man uns mit dem „Gelassenheitsspruch“ der Anonymen Alkoholiker aus fast zweitausend Kehlen und Seelen hinaus in die Nacht. Diese schien auf uns gewartet zu haben. Sie hatte sich fein gemacht, winkte uns lächelnd zu ...

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