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AbendSchöner

Zwischenton


 

 


Februar 2012

Der Maler und Bildhauer Professor Emil Wachter ist tot. Er starb am 12.Januar im Alter von fast 91 Jahren. In seinem Geburtsort Neuburgweier ruht er begraben. Emil Wachter ist einer meiner Lieblingsmaler, und es war für mich und uns alle eine riesengroße Freude, als er bereits im Jahr 1986 das wunderschöne Cover zu unserem Album "Und gernhaben müssen wir uns" gestaltete. Über all die Jahre sind wir uns verbunden geblieben. Er war ein so liebenswerter, bescheidener, humorvoller, immer neugierig gebliebener und von seinem Glauben getragener Mensch. Und sein Haus und sein Atelier in der Karlsruher Waldstadt waren über Jahrzehnte ein Ort der Frohgemutheit und der Besinnung.

Wir konnten auch live zusammenarbeiten. Zuletzt noch am 14.Oktober 2009 war er ein trotz der Beschwerden des Alters gutgelaunter Talkgast bei einem unserer Konzerte in der von ihm gestalteten Autobahnkirche. Ich erinnere mich, wie er der damals 88-jährige Künstler sich wie ein kleiner Bub freuen konnte, als er an diesem Abend nach Jahren wieder einmal "seine" Autobahnkirche betrat. Es war schon Nacht und die installierten Scheinwerferlichter fielen durch die Glasmosaiken der Kirche, und dabei entfaltete sein Werk seine Wirkung auf ganz besondere Weise. Wir konnten es gar nicht glauben, dass er diese Faszination seiner Fenster bis dahin noch nie bei Dunkelheit erlebt hat. Man hätte in der brechend vollen Autobahnkirche eine Stecknadel fallen hören können, als er von der Bedeutung des Lichts für sein Schaffen, von seinen weiten Malreisen, von seiner Zeit als Soldat im Krieg erzählte. Da wurde für ihn die Sehnsucht zu malen so groß, dass er mangels Farben mit Dreck gemalt hat. Und er erzählte beeindruckend von Farbkompositionen, von den Klängen der Farben und ihrer Verwandtheit mit den musikalischen Tönen. Malerei und Musik hatten für ihn viel gemeinsam. Liebevoll sprach er von seiner Frau Pia, die ihm auch im Alter nicht nur Frau und Mutter ihrer gemeinsamen Kinder, sondern auch Geliebte geblieben ist. Auf meine Frage, was er gerne geworden wäre, wenn er sich nicht der Malerei und Bildhauerei zugewandt hätte, antwortete er spontan: Clochard. Ein immer wiederkehrendes Bildmotiv in seinem Werk sind Vögel. "Auch weil Vögel ohne Gepäck fliegen", wie er schmunzelnd sagte.

Oft schmückte er seine Briefe an mich mit einem Vogelmotiv. Sie sind für mich ein Schatz.

EmilWachter09Vogel.jpg
Emil Wachter09 Wer macht die Wolken

Ich fragte ihn nach dem Tod. Er sagte, dass bei ihm mit fortschreitendem Alter die Angst vor dem Tod weniger und die Neugierde auf das, was kommt, größer geworden ist. Als Christ glaube er, dass da noch was kommt. Und mit einem Lächeln fügte er hinzu, er hoffe, dass er seine Sache dann auch gut mache.

Es ist für uns alle etwas sehr besonderes, Emil Wachter gekannt zu haben.

Internettipp: www.emil-wachter-stiftung.de


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