August 2013
Das aktuelle Album "Reisende ohne Gepäck" - eine Einladung auf eine Reise, die gerne die anderen Wege geht, die verschlungenen und geheimnisvollen. Jenseits der Überholspur des Lebens gibt es Platz für Träume und die Erinnerung voll Glück. Und dabei Licht sammeln für die dunklen Stunden und das stumme Telefon das rettende Wort finden lassen, das wir einst achtlos verloren … Für Wolfgang Abendschön ist das der Kern jeder Lebenskunst auf unserer Reise dorthin, wo das Ende vielleicht doch ein Wunder ist, und wo vielleicht doch alles noch einmal von vorne anfängt. Begleitet wird er von seiner herrlich spielfreudigen und hochkarätigen Band. Die Arrangements mit Gitarren, Drums und Bass, Keyboards präsentieren sich als phantasievolles Klanggemälde mit einem gekonnten Schuss Rock, hin und wieder mit einem erfrischenden Pinselstrich Lap-Steel, Saxophon, Trompete, Violine und Backing Vocals angereichert ... Zur CD gehört ein ausführliches Booklet, incl. aller Songtexte.
Ara sprach mit dem Wolfgang über das neue Album.
Reisende ohne Gepäck
Gratulation zum zehnten Album! Das ist gerade auch in einer so schnelllebig gewordenen Zeit doch etwas sehr besonderes. Auch für dich?
Aber ja. Natürlich ist die Zehn zunächst einmal eine abstrakte Zahl. Und jedes Album, das du machst, ist etwas sehr besonderes. Es ist ja ein Teil von dir, und du hast es mit ganz viel Liebe gemacht. Aber als ich diesmal den kleinen Vorfilm für das Album-Booklet schrieb, bin ich schon mit meinen Gedanken über so viele Souvenirs in meinem Kopf gestolpert ... Es ist viel passiert …
Was war besonders schön - auf der Bühne?
Wenn das Publikum deine Lieder singt, wenn du spürst, da draußen gibt es welche, denen deine Songs etwas bedeuten, denen auch du nicht egal bist, das ist unglaublich schön.
- neben der Bühne?
Die Begegnungen mit wunderbaren Menschen.
Willst du das etwas konkretisieren?
Na ja, z.B. für Mutter Teresa spielen zu können, mit ihr gemeinsame Veranstaltungen zu machen, das war schon bewegend. Oder gerade jetzt im Mai auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg, da hatten wir einen Abend mit dem Benediktinermönch Pater Anselm Grün von der Abtei Münsterschwarzach und der Zen-Meisterin Shih Chao-hwei aus Taiwan, die als Gäste mit dabei waren. Wir konnten so viele Berührungspunkte miteinander entdecken. Und irgendwo da draußen gibt es liebe Menschen, die jedes Album von dir bei sich zu Hause haben und die dich wissen lassen, was sie mit deiner Musik verbindet. Dann ist da die Freude mit meinen Musikern und allen, die helfen, beisammen sein zu können.
Und was würdest du anders machen?
Ich brauche schon den Tapetenwechsel, hatte aber nie das Bedürfnis irgendetwas radikal zu ändern. Das was ich gemacht habe war zu seiner Zeit für mich da immer der „Stand der Dinge“. Einfach zu sagen, das, was ich früher einmal gemacht habe, ist alles Kram, weg damit, kam mir nie in den Sinn. Dabei ist mir bis heute wichtig, dass dieser „Stand der Dinge“ nicht stehen bleibt, dass sich etwas bewegt. Nach vorne, und manchmal ist es auch schön wieder ein paar Schritte zurückzugehen. Ohne Veränderung ist keine Entwicklung möglich.
Was hat es mit dem Albumtitel „Reisende ohne Gepäck“ auf sich?
Die Vögel fliegen ohne Gepäck. Und wir schleppen oft Lasten mit uns herum. Tragen dann schwer an unseren alltäglichen Sorgen und Nöten. Und dabei kommen wir kaum auf die Idee, dass dieses Gepäck nicht mit uns verwachsen ist. Dass man manchmal loslassen muss um freier zu sein. Ich will mich nicht von der Frage leiten lassen, was könnte ich möglicherweise mal brauchen. Und ich will mir nicht alle möglichen schlimmen Situationen vorstellen, in die ich mal kommen könnte und muss mich nicht für alle Eventualitäten absichern. Viel lieber will ich mir alle möglichen wunderschönen Situationen vorstellen, die mir passieren können. Und ihnen will ich entgegenfliegen - ohne Gepäck.
Deine Texte durchweht immer wieder ein nicht alltäglicher Hauch von Poesie, der ihnen eine bestimmte Ästhetik verleiht, mit hohem Wiedererkennungswert. Setzt du das ganz bewusst ein?
Eigentlich nicht. Dies ist halt meine Art zu schreiben, bei der ich mich aktuell am wohlsten fühle. Und natürlich achtet man als Künstler darauf, dass man sich in seinem eigenen kleinen Universum auch wohlfühlt. Und ich will mich in ihm wiedererkennen.
Wenn die Presse schreibt, du „beherrschst die Kunst der religiösen Andeutung“ …
Freue ich mich darüber natürlich sehr. Ich strebe mit meinen Texten nach Offenheit, ohne dabei beliebig zu sein. Und z.B. das Du in meinen Liedern kann eine Frau, die Mutter, ein Kind, ein Freund, es darf auch Gott sein. Es drängt mich nicht danach, meine Songs zu erklären, wie sie zu verstehen sind. Viel lieber will ich jeden einladen, wenn er Lust hat, mit ihnen auf seine eigene Reise gehen.
Die Inhalte sind dir schon sehr wichtig?
Unbedingt. Ich möchte keine „Dudelsongs“, keine Verpackungen ohne Inhalte produzieren. Jongliere gerne mit der Sprache, und es macht mir so viel Freude, diese mit meiner Musik zu kombinieren, mit Worten und Musik Stimmungen zu transportieren.
Und die Parallelen zu deinem tatsächlichen Leben?
Leute, die mich gut kennen, merken schon, dass ich sehr oft in meinen Texten von meinem Alltag erzähle, meinen Gefühlen. Ich möchte schon etwas erschaffen, das mich an mich selbst erinnert und an welchem Punkt ich gerade in meinem Leben bin. Aber ich möchte dabei mein eigenes Leben jetzt nicht auf Teufel komm raus eins zu eins wiederspiegeln. Das wäre auch ein bisschen langweilig. (Lacht) So denke ich mir manchmal auch gerne etwas aus. Die Welt, die dabei entsteht, ist ganz schön aufregend.
Du hast „Reisende ohne Gepäck“ wie auch schon deine beiden vorangegangenen Alben „Zwischenspiele für die Seele“ und „Glückspilz“ wieder traditionell aufgenommen, also mit deinen Musikern zusammen im Studio. Manche Musiker schicken sich heutzutage ja nur noch die Musik-Files und sehen sich bei einer Produktion kaum noch.
Mir macht diese Art zu produzieren derzeit einfach am meisten Spaß. Da fühle ich mich gut aufgehoben. Das passt. Ist Entspannung und kollektives Schaffen zugleich, ist sich unterhalten, austauschen, ja und auch zusammen kochen. Wobei wir mit Heidrun ein Bandmitglied haben, das ganz lecker kochen kann. Und wir wehren uns nicht, wenn sie mal wieder die Kochlöffel für uns schwingen will. (Lacht) Man erfährt in dieser Zeit viel voneinander, lernt sich noch besser kennen, und dieses mehr Zusammenwachsen spürst du dann auch in der Musik. Die Songs strahlen noch mehr Herzblut von allen Beteiligten aus.
Was ist für dich besonders wichtig auf deiner Reise ohne Gepäck?
Es gibt viel Leid und Vergänglichkeit im Leben. Ich will versuchen, mich noch mehr an den schönen Momenten des Lebens zu erfreuen, Licht sammeln für dunkle Stunden. Ach ja und ich will verbuddelte Schätze ausgraben, die wilden Drachen besuchen und sie freilassen. Ich möchte ja auch nicht eingesperrt leben.
Vielen Dank.
a r a
Mehr Infos zur CD und zu ihrer Bestellung gibt es auch hier auf der Homepage unter "Wolfgang Abendschön & AKZENTE machen Musik"